Am 28.02.2023 gegen Mitternacht war der mit ca. 350 Reisenden vollbesetzte Linienzug Athen nach Thessaloniki frontal mit einem auf demselben Gleis entgegenkommenden Güterzug kollidiert. Die Unfallstelle ca. 140 km vor Thessaloniki kurz vor dem Tunnel des Tempi-Tales war ein wüstes Trümmerfeld, da die vorderen Waggons beim Aufprall zum Teil übereinanderfielen und ausbrannten; der zweite war der gut besetzte Speisewagen.
Update: 22.03.2023 – Züge fahren wieder
Die Zahl der Toten hat sich auf 57 erhöht, zwei der zahlreichen Verletzten befinden sich noch in kritischem Zustand auf der Intensivstation (Stand 11.03.2023). Auch fast zwei Wochen später ist Griechenland über den Schock nicht hinweggekommen und die Öffentlichkeit ist empört.
Der Intercity auf der Hauptlinie zwischen Athen und der zweitgrössten Stadt Griechenlands war, obwohl die Strecke zweigleisig ausgebaut ist, auf dem linken Gleis mit hoher Geschwindigkeit unterwegs, als ihm ein Güterzug entgegenkam. Beiden Lokführern war dennoch Freie Fahrt signalisiert worden.
Dreitägige Staatstrauer und Proteste
Die meisten der Opfer sind junge Leute unter 30 Jahren, insbesondere sind viele Studierende aus Thessaloniki zu betrauern, die zum verlängerten Karnevalswochenende nach Athen und Larissa gereist waren und den letzten Abendzug zurück nach Saloniki genommen hatten.
Der an die Unfallstelle angereiste Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis ordnete eine dreitägige Staatstrauer an.
Da viele Leichen bis zur Unkenntlichkeit verkohlt sind, mussten sie mittels DNA-Tests identifiziert werden, was sehr belastend für die Verwandten der Opfer ist, oft die Eltern, die zum Krankenhaus nach Larissa kamen. Unter der Opfern befinden sich auch neun Bedienstete der Eisenbahngesellschaft.
Suche nach Verantwortlichen
Vor den im Frühjahr 2023 anstehenden Wahlen zum Athener Parlament hat dieses schwerste Zugunglück in der griechischen Geschichte eine anhaltende politische Debatte angefacht: gesucht werden die Verantwortlichen für die verheerenden Mängel des Bahnnetzes, das statistisch in Europa die meisten Todesfälle bei Bahnreisen pro Streckenkilometer aufweist. Es kam zum Rücktritt des aktuellen Athener Verkehrsministers der Regierung von MP Mitsotakis, die die politische Verantwortung übernahm.
Das elektronische Sicherheitssystem, das 2000 vor den Olympischen Spielen angeschafft wurde, habe seit 2011 nicht mehr funktioniert. Seit gut fünf Jahren sollte das Leitsystem runderneuert werden, doch hat sich dies immer wieder verzögert, etwa weil es zu Gerichtsprozessen um die Auftragsvergabe kam.
Menschliches Versagen wird überwiegend dem 59-jährigen Stationsvorsteher in Larissa angerechnet, dem letzten Haltebahnhof vor dem Unglücksort, der umgehend in Untersuchungshaft kam. Der ebenfalls getötete Zugführer hatte ihn auf dem Handy mehrfach kurz vor dem Zusammenstoss angerufen, als er auf der zweigleisigen Strecke mit 160 km/h auf der falschen Seite in Richtung Tempi-Tunnel fuhr und beunruhigt war. Nahe des Unfallortes hatte es wieder einen Schaden an einem der Strommasten gegeben und deshalb war sein Personenzug auf das Gegengleis dirigiert worden. Der Stationsvorsteher wiederholte seine Anweisung weiterzufahren.